Asphalt der vielseitige Baustoff

Die meisten verbinden mit Asphalt den Asphaltstraßenbau. Neben diesem sehr wichtigen, und auch größten Anwendungsbereich des Asphaltes, läßt sich Asphalt als sehr vielseitiger Werkstoff in den unterschiedlichsten Baubereichen anwenden. Asphalt wird auch im Wasserbau, im Deponiebau, im Hochbau, im Industriebau, im Sportstättenbau und bei der Gestaltung von befestigten Flächen und Plätzen eingesetzt – wobei hier Spezialanwendungen, auch im Sicherheits- bzw. Störfallbereich, oft die einzige wirtschaftliche Möglichkeit darstellen.

In all diesen möglichen Anwendungsbereichen finden wir in der Regel Asphalt vor, der infolge des Einsatzes von Bitumen als Bindemittel schwarz ist. Natürlich lassen sich mit modernen Bindemittel bzw. Bindemittelsystemen auch farbige Asphalte gestalten und mit verschiedenen Zusätzen und Zusatzstoffen diverse Sonderasphalte

Asphalt stellt in der Summe seiner Eigenschaften ein sehr komplexes System dar, wobei die Eigenschaften durch Wahl der Rezeptur bzw. Ausgangsstoffe stark beeinflußt bzw. variiert werden können. Zusätzlich gibt es zwischen diesen Eigenschaften untereinander gewissen Einflüsse bzw. Zusammenhänge. Dadurch kann es passieren, daß Asphalt in seiner Komplexität schwer verstehbar bzw. erforschbar wird, aber auf der anderen Seite eine sehr weit gestreute Einsatzpalette besitzt.

 

Von diesem Komplex der Eigenschaften lassen sich zwei wesentliche Eigenschaften hervorheben. Das ist einerseits die dichtende Wirkung des Asphaltes, da Bitumen wasserabweisend wirkt, und andererseits ist es uns besonders in der letzten Zeit gelungen, durch die Wahl spezieller Bindemittelsysteme, im Zusammenhang mit gezielter Auswahl der Gesteinszusammensetzungen, dem Asphalt auch eine sehr hohe Tragfähigkeit zu verleihen. Da Asphalt infolge des darin eingesetzten Bindemittels bei üblichen Temperaturen, speziell im Sommer, nicht als starrer Körper angesehen werden kann, hat auf ihn neben der statischen Belastung die dynamische meist einen großen Einfluß.

Um mit diesem sehr komplexen Werkstoff umgehen zu können, ist der Ingenieur und seine Technologie besonders gefordert. Diese „schwarze Kunst“ fordert von ihm, daß er eine optimale Mischung – Rezeptur –, abgestimmt auf den Verwendungszweck, erarbeitet. Der Asphalt bietet durch seine Vielseitigkeit den großen Vorteil, daß er für den speziellen Einzelfall optimierbar ist. Diese Optimierung muß natürlich im Rahmen der Regeln erfolgen, wobei der Ingenieur nur dann als Technologe tätig ist, wenn er über die reine Vorschriftenerfüllung hinaus kreativ tätig wird und das Optimum aus dem Werkstoff herausholt. Die Betonung liegt auf dem Wort Optimum, da in der Regel ein Maximum nicht möglich sein wird, weil der Asphalt teilweise auch divergierende Eigenschaften besitzt. Hier ist vor allem wieder die Divergenz zwischen Dichten und Tragen hervorzuheben.

Asphalte, die in erster Linie dichten sollen, können nicht als besonders tragfähig ausgeführt werden und umgekehrt. Asphalte, die vor allem dichtende Funktionen übernehmen sollen, sind z.B. Gußasphalt, Dichtasphalt, Asphaltbeton mit Normalbitumen oder polymermodifiziertem Bitumen, Dünnschichtdecken, Splittmastixbeläge und spezielle Sportbeläge. Zu den Belägen, die vor allem tragen sollen, gehören die bituminösen Tragschichten mit Normalbitumen oder hochstandfeste mit PmB sowie Tragschichten im Sportbereich unter den eigentlichen Sportbelägen, wobei hier auch durchlässige Sonderformen in Frage kommen. Oft braucht man rein aus zweckmäßigen Überlegungen Schichten, die Tragen und Dichten sollen, wobei diese Schichten hinsichtlich beider Funktionen nur einen brauchbaren Kompromiß darstellen können. Zu diesem Bereich gehören die sogenannten Tragdeckschichten.

Um den richtigen Asphalt für den jeweiligen Verwendungszweck auswählen zu können müssen zuerst die Belastung, sowohl statisch als auch dynamisch, vor dem Hintergrund der Umweltbedingungen bekannt sein. Unter den Umweltbedingungen ist nicht nur das örtliche Klima zu verstehen, sondern es sind auch alle Einwirkungsmöglichkeiten auf den Asphalt, wie z.B. Sonneneinstrahlung, Einwirkung von möglichen asphaltangreifenden Stoffen, wie Säuren oder Humus, Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit und dergleichen, zu berücksichtigen.